Worum wird sich die heutige Sendung drehen? Eine kleine Geschichte aus Rumänien erklärt das sehr anschaulich: In der letzten Woche gab es Berichte zur Corona-Situation in Rumänien. Bisher seien erst dreissig Prozent der Bevölkerung gegen Corona geimpft. Aktuell hat dieses Land die höchste Corona-Sterberate weltweit. So berichten es jedenfalls die Medien. Da kommt dann in einer Reportage eine Frau zu Wort, in Rumänien, die der dortigen Regierung nicht vertraut und sich garantiert nicht impfen lassen will. Weil das ja alles nur Gerüchte seien, weil die Krankenhäuser ja leer seien. „Gehen Sie hin, schauen Sie es sich an, die Krankenhäuser sind leer,“ sagt die Frau voller Überzeugung, dass sie die wahre Wirklichkeit kenne – Schnitt – Die Kamera geht hin, zeigt Bilder aus einem überfüllten Krankenhaus. Alles voll, Pfleger und Ärzte am Rande des Zusammenbruchs. Ein Arzt erklärt, dass hier vor allem umgeimpfte Menschen sterben. Vielzuviele. Wir zweifeln die Berichte über die Todesfälle in den rumänischen Krankenhäusern nicht an. Stattdessen werden wir in dieser Radiosendung zeigen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Unwissenheit der Frau in Rumänien und den Kriegen, die in unserer Zeit geführt werden.
Früher waren Kriege im Wesentlichen auf Schlachtfelder konzentriert. Im zwanzigsten Jahrhundert hat sich die Zahl der getöteten und von kriegerischen Handlungen betroffenen Zivilisten im Verhältnis zur Anzahl in denselben Konflikten getöteter Soldaten dramatisch erhöht. Inzwischen werden bei bewaffneten Konflikten überwiegend Zivilisten getötet. Jetzt, im 21. Jahrhundert, sind Zivilisten sogar zu Akteuren im Kriegsverlauf geworden, wir können sie die Kanonenkugeln der modernen Waffentechnik nennen. In der folgenden Stunde gehen wir den Weg vom kalten Krieg im letzten Jahrhundert zum heissen Krieg in unserer Zeit. Dazu haben wir verschiedenste Ereignisse zusammengestellt, die zeigen, wie Kriege in einer globalen, digitalisierten Gesellschaft geführt werden. Alle reden von Verschwörungstheorien, wir stellen im Folgenden eine Reihe echter Verschwörungen vor.
Dazu möchte ich ausdrücklich ganz herzlich meine neue Kollegin Carla in den Studios von Radio-T begrüssen. Wir werden heute die Radiotipi-Sendung gemeinsam moderieren und wir wünschen Euch überall viel Spaß beim Zuhören.
CARLA: JA, AUCH VIEL SPASS BEIM ZUHÖREN VON MIR. ES FREUT MICH sehr HEUTE DAS RADIOTIPI BEI RADIO-T GEMEINSAM MIT DIR ZU MODERIEREN. Es wird heute eine spannende Stunde und wir freuen uns jetzt schon auf die Reaktionen unserer Zuhörerinnen und Zuhörer.
Zum Einstieg in diese Sendung wollen wir uns einen kurzen Moment lang an den Kalten Krieg erinnern. Gemeint ist damit die Zeit zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Wende, dem Fall der Mauer, der Perestroika. 30 Jahre nach der WiederEingliederung der Ostgebiete ins ehemalige Grossdeutsche Reich befinden wir uns im nächsten Jahrtausend mit neuen Technologien, die umfangreich zur stillen, verdeckten und offenen Kriegführung verwendet werden.
Der kalte Krieg, CARLA,
WIKIPEDIA SAGT
Der Kalte Krieg trat als Systemkonfrontation zwischen Kapitalismus und Kommunismus in Erscheinung und bestimmte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weltweit Außen- und Sicherheitspolitik. Dabei wurden jahrzehntelang auf beiden Seiten politische, wirtschaftliche, technische und militärische Anstrengungen unternommen, um den Einfluss des anderen Lagers weltweit einzudämmen oder zurückzudrängen. Als Dauer des Kalten Krieges gilt im Allgemeinen die Nachkriegszeit von 1945 bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion 1991. Geheimdienstliche Aktionen wie Spionage, verdeckte Operationen, gezielte Desinformation und Propaganda, Sabotage, Geiselnahmen und sogar Morde an missliebigen Personen kennzeichneten den Kalten Krieg sowohl zwischen den Supermächten als auch ihren Verbündeten.
Anmod Mcluhan, frieder
Der Medienwissenschaftler Marshall McLuhan hat in den Zeiten des Kalten Kriegs eine Unterteilung der Medien in kalte und heisse Medien vorgestellt. Wir nehmen an, dass seine Einteilung der Medien in heiss und kalt nichts mit der Welt des Kalten Kriegs zutun hatte. Im Englischen wird von Hot und Cool Media und vom Cold War gesprochen. Inzwischen sind die Medien ein bedeutender Teil des Waffenarsenals im modern Krieg und sie heizen die modernen Kriege mächtig an, oftmals ohne dass Soldaten getötet werden. Wieviele Zivilisten dabei jedesmal vor die Hunde gehen, wird bisher nicht einmal gezählt. Wir können jetzt auch von Hot and Cool Wars sprechen.
Mcluhan, Kalte und heiße Medien, CARLA,
„Understanding Media: The Extensions of Man“ ist ein medientheoretisches Buch von Marshall McLuhan. Das Buch ist die Quelle der Phrase „Das Medium ist die Botschaft“. Das Werk behandelte als eines der ersten seiner Art die Auswirkungen der Globalisierung auf lokale Kulturen. McLuhan verwendet die austauschbaren Wörter Medium, Medien und Technologie. Ein Medium ist nach McLuhan jede „Erweiterung von uns selbst“, genauso wie „jede neue Technologie“. Zusätzlich zu Formen wie Zeitungen, Fernsehen und Radio schließt McLuhan die Glühlampe, Autos, Reden und Sprache in seine Definition von Medien ein, da sie Kommunikation herbeiführen und die Art und Weise, in der die Welt wahrgenommen und verstanden wird, verändern. McLuhan unterscheidet zwischen heißen und kalten Medien. Heiße Medien erfordern vom Nutzer einen geringen Partizipationsgrad, während kalte Medien vielfältige Partizipation ermöglichen. Demgemäß definiert McLuhan beispielsweise Radio, Fernsehen und das gesprochene Wort als coole Medien, da das Zuhören oder Zuschauen keine vollständige Beteiligung des Nutzers erfordern und gleichzeitig anderen Beschäftigungen nachgegangen werden kann. Ein Buch oder ein Film im Kino werden als heisse Medien definiert, da sie eine vollständige Beteiligung des Nutzers erfordern und keine Partizipation ermöglichen. (Wikipedia)
Vom kalten Krieg zum heissen Krieg, Frieder
Unabhängig von McLuhans Überlegungen haben sich die Medien in der Wirklichkeit weiterentwickelt. Inzwischen gibt es Medien, die die volle Aufmerksamkeit erfordern und gleichzeitig Partizipation ermöglichen. Beispielsweise VideoSpiele mit Headsets, wo die Spielerinnen völlig in einer virtuellen Realität stecken, die sie selbst mitgestalten können. Sowenig wie die Kategorien des kalten Kriegs, ja von Krieg überhaupt, den aktuellen Kriegen entsprechen, sowenig entsprechen McLuhans Kategorien für Medien den inzwischen verfügbaren Technologien. Wir leben also in einer Zeit, in der wir mit einem veralteten Vokabular Entwicklungen kommunizieren wollen, die wir oft noch nicht überblicken, aber bereits beschreiben sollen, obwohl uns die Worte dafür fehlen. Die vorhandenen Begriffe weisen auf Vorgänge hin, die sich in der Vergangenheit ereignet haben, inzwischen jedoch überholt sind. Vom kalten Krieg, dem verdeckten, mehr oder weniger unsichtbaren, hinter-den-Kulissen-Krieg hin zur verdeckten und gleichzeitig öffentlichen, offenen Konfrontation mit Methoden der Demagogie und Manipulation mit Hilfe von Technologien, die den Medienwissenschaftlern vor fünfzig Jahren noch nicht einmal bekannt waren. Es passiert in einer hypermedial aufgerüsteten und global vernetzten Welt, deren Strukturen sich ständig verändern, weil sich die verwendeten Technologien weiterhin im Entwicklungsstadium befinden und dramatisch schnell weiterverändern. Wir leben in der Zeit der heißen Kriege. Es ist ein Krieg um unsere Köpfe und er spielt sich im Wesentlichen über Kommunikation ab. Wir, Das Volk, die Massen, die Menschen sind die Waffen, die informationell gezündet werden und Veränderungen im Sinne der globalen Puppenspieler bewirken. Wer die Deutungshoheit hat, hat den heissen Krieg gewonnen, bevor irgendwelche altherkömmlichen Schlachten geschlagen wurden.
SONG1 Spy VS Spy von Ras Amerlock
Anmod Strukturelle Gewalt, frieder
In diesem Radiotipi stellen wir eine neue Wissenschaft vor. Mit Hilfe der Agnotologie versuchen wir im Folgenden, die schon beschriebenen Veränderungen auf vielfältige und möglichst anschauliche Weise zu beschreiben. Beginnen wir mit einem Konzept aus der Soziologie: Strukturelle Gewalt ist ein Konzept aus den Zeiten des Kalten Kriegs. Der Begriff stammt von dem norwegischen Friedensforscher Johann Galtung. Bertolt Brecht zeigte schon früher, dass es sich hier um ein sehr grundlegendes Konzept handelt.
Strukturelle Gewalt, CARLA,
„Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer in den Bauch stechen, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit zu Tode schinden, einen zum Suizid treiben, einen in den Krieg führen undsoweiter. Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten.“ (Aus Brecht, Me-Ti. Buch der Wendungen)
Strukturelle Gewalt bezeichnet die Vorstellung, dass Gewaltförmigkeit auch staatlichen bzw. gesellschaftlichen Strukturen inhärent sei – in Ergänzung zum klassischen Gewaltbegriff, der einen unmittelbaren personalen Akteur annimmt. In besonderer Weise formulierte der norwegische Friedensforscher Johan Galtung ab 1971 eine solche Theorie. Beispiele für strukturelle Gewalt im Sinne Galtungs sind Altersdiskriminierung, Klassismus, Elitarismus, Ethnozentrismus, Nationalismus, Speziesismus, Rassismus und Sexismus. (Aus der Wikipedia)
Strukturelle Ignoranz – Atombomben für den heißen Krieg, Frieder
Von der strukturellen Gewalt ist es nur ein paar Schritte zur strukturellen Ignoranz. Beim ersten Eindruck kommt das Wort Ignoranz unscheinbar daher, klingt im Deutschen sogar irgendwie aktiv, ein bisschen so als wären Ignoranten Menschen, die aktiv unwissend wären, es bewusst nicht wissen wollen. Ignoranz in „struktureller Ignoranz“ deutet eine passive ignoranz an, die Dummheit findet uns auch ohne unsere Mithilfe. Es sollte sich schon herumgesprochen haben, dass es da draußen In der Welt viele Kräfte, Menschen, Organisationen gibt, die versuchen, durch gezielte Desinformationen unsere Köpfe anzugreifen, die uns durcheinanderbringen und unsere Gesellschaft damit schwächen wollen. Vielzuviele menschen versuchen uns zu verwirren, weil sie davon, von unseren Verwirrungen, profitieren werden. Strukturelle Ignoranz, das sind die Atombomben für den heißen Krieg. Die Wissenschaft Agnotologie befasst sich mit den Methoden, mit denen vorsätzlich und gezielt viele Menschen für dumm verkauft werden.
Agnotologie – Strukturelle unwissenheit, Carla,
Agnotologie bezeichnet eine junge Wissenschaft, welche die kulturelle Erschaffung und Aufrechterhaltung von Unwissen untersucht. Ihr Erkenntnisgegenstand ist, wie Unwissen durch Manipulation, irreführende, falsche oder unterdrückte Informationen, Zensur oder andere Formen absichtlicher oder versehentlicher kulturpolitischer Selektivität geschaffen oder gesichert werden kann. Unwissen sei oft nicht das Fehlen von Wissen, sondern das Resultat politischer, kultureller und kommerzieller Kämpfe. Der Begriff wurde im Umfeld der US-amerikanischen Stanford University eingeführt. Dort fand im Oktober 2005 ein erster Workshop statt, der von den Wissenschaftshistorikern Londa Schiebinger und Robert N. Proctor organisiert wurde.
Beispielsweise können Unternehmen im „agnotologischen“ Sinn Unwissen schaffen bzw. vorhandenes, ihrem Geschäftsinteresse abträgliches Wissen relativieren oder tilgen, indem sie Gegengutachten anfertigen lassen (als Beispiel siehe Muskie-Anhörung zum verbleiten Benzin), manipulierte wissenschaftliche Studien veröffentlichen (siehe Geschichte des Tabakkonsums) oder Bewegungen gründen, welche die bereits gewonnenen Erkenntnisse gezielt in Frage stellen sollen. Die sog. Filibuster-Forschung, die nicht zum Abschluss kommt und aus der daher keine Handlungsempfehlungen ableitbar sind, verzögert die Etablierung von wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Proctor hat diese Vorgehensweise zur Verschleierung von wissenschaftlichen Ergebnissen anhand von Untersuchungen über die Schädlichkeit des Zigarettenrauchens demonstriert. In einem gemeinsam mit Londa Schiebinger herausgegebenen Aufsatzband wurden ähnliche Prozesse bei der Geheimhaltungspraxis der Regierung der Vereinigten Staaten, der Klimaforschung und der Debatte über gentechnisch veränderte Organismen geschildert.
Abmod Agnotologie, frieder
Im Wesentlichen geht es darum, dass unerwünschte Informationen vertuscht werden sollen. Dazu wurden beispielsweise von Lobbyisten der Tabakindustrie Gutachten in Auftrag gegeben, die angeblich bewiesen dass Tabakrauchen vielfältige positive Effekte hat und beim Autofahren nicht die Sicht vernebelt, wenn die Fenster offen sind. Irgendwann gab es mehr solcher Schein-Gutachten, diejenigen Gutachten, die zeigten, dass Tabakrauchen Lungenkrebs auslösen kann, wurden nicht mehr beachtet. Die klassische Konfrontation in einem solchen Informationskrieg sind zwei Gutachter, die sich völlig widersprechen. Einer ist für, einer gegen Atomkraft. Das kennen wir schon. Die Muskie-Anhörung von 1966 war eine Untersuchung im US-Senat zu gesundheitlichen Gefahren von verbleitem Benzin. Ein Gutachter in dieser Untersuchung war Robert A. Kehoe, der leitende Mediziner der Ethyl Corporation. Er galt als der führende Experte in Bezug auf die toxikologische Wirkung von Blei. Kehoe hatte den Blutbleigehalt von mexikanischen Bauern untersucht und dabei Werte gefunden, die mit einer US-amerikanischen, innerstädtischen Gruppe vergleichbar waren, obwohl die Bauern kaum dem Einfluss von Bleiemissionen durch Autoabgase ausgesetzt waren. Daraus zog Kehoe die Schlussfolgerung, dass Blei ein natürlicher Bestandteil der Körperchemie sei. Die richtige Erklärung für die erhöhten Blutbleiwerte war jedoch, dass diese Bauern durch bleihaltiges Tongeschirr kontaminierte Nahrung aufnahmen. Kehoe vertrat überdies die Meinung, dass der Mensch im Laufe der Evolution eine biologische Anpassung an Blei erreicht habe. Seine Arbeiten und sein Wirken führten dazu, dass ein System der freiwilligen Selbstregulierung durch die Bleiindustrie als Modell für die Bewertung der Umweltverträglichkeit akzeptiert wurde. Ein anderer Gutachter in der Muskie-Anhörung war Clair Patterson, ein US-amerikanischer Geochemiker, der die Uran-Blei-Datierung zur Berechnung des Alters der Erde entwickelt hatte und dafür unter anderem mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Patterson zeigte in der Muskie-Anhörung nicht nur, dass Kehoes Daten falsch waren und dass aufgrund der Bleibelastung eine große Anzahl von Menschen krank seien, sondern er griff auch die Arbeitsweise des Public Health Service an. (Aus der Wikipedia)
SONG2 Lcd Soundsystem Is Locked Under The Stairs And Forcefed Methadone At My House von Talkshow Boy
Anmod Rumänien, Frieder
Agnotologie braucht keine digitalen Medien: die Wurzeln der modernen Massenmanipulation für Kriegszwecke sind Methoden aus der alten, analogen Welt. Im modernen Krieg, dem heissen Krieg, werden die Methoden zur Verschleierung, Desinformation und Manipulation aus der Zivilgesellschaft durch militärische Organisation und den Einsatz der digitalen Technologien zu Kriegswaffen weiterentwickelt. Aus Rumänien stammt unser erstes Beispiel für strukturelle Ignoranz. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zeigt es anschaulich, dass in der globalen Gesellschaft Informationen möglichst frei und möglichst gleichberechtigt zugänglich sein sollten.
Geschichte 1 – Rumänien, HIV – Carla, 1:32
„Ein schreckliches Erbe hat der Diktator Nikolae Ceausescu nach seinem Tod 1989 seinen 22 Millionen Rumäninnen hinterlassen. Die marode Gesundheits- und Familienpolitik des Diktators förderte die höchste Rate an HIV-infizierten Kindern in Europa zutage. Abtreibungen waren verboten. Im Land, das zu den ärmsten in Europa gehört, war eine ausreichende Versorgung nicht gewährleistet. Fehlernährte Kinder wurden mit Blutkonserven und mehrmals benutzten Spritzen behandelt. Und die waren verseucht. Eine Politik der Vertuschung verhinderte, dass sich Ärzte mit dem HI-Virus öffentlich und wissenschaftlich auseinandersetzen konnten. Immer mehr Kinder starben an Tuberkulose oder Lungenentzündungen.“ Dieser Bericht von Petra Tabeling wurde 2002 von der deutschen Welle veröffentlicht.
(https://www.dw.com/de/die-erblast-des-diktators/a-590170)
In Rumänien sind durch eine verfehlte Gesundheitsinformationspolitik unter Ceausescu mehrere tausend Menschen gestorben, weil das medizinische Personal überwiegend nicht wusste, dass durch Blutkonserven und Spritzen der HI-Virus übertragen wird. Und wer etwas wusste, musste Schweigen. Diese Geschichte zeigt sehr realistisch was fehlende Informationen, was falsche Informationen, was Desinformation und Manipulation anrichten können, ohne eine einzige Kugel abzufeuern. Medien sind nicht nur nette Spielzeuge, in den falschen Händen können Medien, Kommunikationsmittel, Informationen zu tödlichen Waffen werden.
Anmod Wunder von Bern, Frieder
Eine schlechte Allgemeinbildung ist eine gute Grundlage für erfolgreiche Manipulation. Immer wieder wird in Deutschland behauptet, was anderswo, beispielsweise in Rumänien passiert, wäre hier in Deutschland nicht möglich. Dabei wurde die Bundesrepublik Deutschland von den besten Betrügern der Welt aufgebaut. Es waren die entnazifizierten Nazis, die die Grundlagen unserer Gesellschaft gelegt haben, in allen Bereichen der Gesellschaft, auch im Sport. Sport ist seitdem ein gleichermassen profitables wie innovatives Geschäftskonzept geworden. Gerne werden bei Sportveranstaltungen die neuesten Technologien ausprobiert und zur Profitmaximierung eingesetzt. Offiziell ist alles Teil einer grossartigen Inszenierung zur Volksbelustigung, hinter den Kulissen werden jedoch Technologien eingesetzt, die schon im regulären Krieg gute Dienste geleistet haben. Wichtig bei agnotologischen Aktionen ist, dass alle zusammenhalten und dieselbe Geschichte erzählen. Dann sind wir unschlagbar.
Geschichte 2 – Das: „Wunder von Bern“ – Carla,
Das: „Wunder von Bern“ ist ein viel erzähltes und gerne geglaubtes Märchen in deutschen Landen. 1954 war die westdeutsche Fussballnationalmannschaft bei der Fussballweltmeisterschaft in Bern ins Finale eingezogen. Das Spiel gegen die ungarische Nationalmannschaft lief erstmal nicht gut, die Deutschen konnten einen Rückstand von 0:2 wieder ausgleichen. Berühmt ist das: „Toooooor, Tooooor, Tooooor“ Geschrei des Radioreporters Herbert Zimmermann. Er hatte sein Journalistenhandwerk in der Propagandaschule von Joseph Goebbels gelernt. Der deutsche Nationaltrainer Sepp Herberger war schon der Reichsnationaltrainer des Führers. Und sein Liebling Fritz Walter war auch schon im dritten Reich dabei. Viele der Spieler waren im zweiten Weltkrieg an der Front. Der Teamarzt Franz Loogen war in Frankreich und Russland im Fronteinsatz. Wehrmacht-Sanitäter hatten im Einsatz verschiedenste Medikamente zur Grundversorgung. Schmerzmittel zur Schmerzbetäubung, Vitamine zur Wiederherstellung bei Auszehrung und Amphetamine zum Wachbleiben, zum Durchmarschieren, für Spezialkommandos. Es gibt von den Teammitgliedern zweifelhafte Erklärungen, dass den Spielern, vor oder voraussichtlich in der Pause, unter Benutzung von Spritzen, Vitamin C verabreicht wurde. Diese Bekenntnisse werden unterstützt durch Berichte, dass in der Mannschaftskabine Eimer und Spritzen gefunden wurden und dass einige der Mannschaftsmitglieder in der Folge an Hepatitis erkrankt waren. 1954 hatten Mediziner noch keine Ahnung, dass Hepatitis per Spritzen übertragen werden kann. Gut zu wissen ist auch, dass es zu dieser Zeit den Begriff: „Doping“ im umgangssprachlichen Gebrauch gab, aber noch keine Regeln und keinerlei Kontrollen über die Einnahme von Substanzen, Hormonen, was auch immer, vor, bei Wettkämpfen. 1968 wurden zum ersten Mal Dopingkontrollen bei Olympischen Spielen durchgeführt. In der Wikipedia findet sich ein kurzer Absatz, der das: „Wunder von Bern“ in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.
Vorwurf der Nutzung von Aufputschmitteln
Der damalige Mannschaftsmasseur soll mehreren Spielern der deutschen Nationalmannschaft während des Turniers das Methamphetamin: „Pervitin“ intravenös verabreicht haben und nicht, wie behauptet, Vitamin C. Laut der Forschungsarbeit: „Geschichtliche Aspekte in der Präanabolen Phase“ von Erik Eggers an der Humboldt-Universität zu Berlin, die im Rahmen der Studie: „Doping in Deutschland“ 2010 an der Universität Leipzig vorgestellt wurde, gäbe es dafür Indizien.
Abmod bern frieder
Diese kleine Geschichte zeigt wunderbar, wie ein vermeintlicher Mythos, eine grossartige nationale Leistung, einen mittelmässig ausgeführten Betrug beinhaltet, ohne den das vermeintliche Wunder nicht funktioniert hätte. Die gefeierten Helden stehen jetzt in einem ganz anderen Licht. Der Apparate, die Maschine Deutschland hat damals gezeigt, dass er auch in Friedenssituationen alle Mittel einsetzt, die zum Sieg führen. Damals war Doping noch keine Straftat. Trotzdem hat keiner aus der Mannschaft jemals zugegeben, dass sie ohne die Speed-Spritzen gegen die Ungarn verloren hätten. Weiterhin wird die falsche Geschichte von der spielerischen Leistung verbreitet und das ist nur eins von vielen modernen Märchen. Die Vielfalt dieser Märchen erschwert den Blick auf die Fakten und beeinträchtigt die Entscheidungsfähigkeit der dadurch manipulierten Massen. Solche Lügen helfen nicht nur Fussballspiele zu gewinnen, Fake-News sind auch hilfreich im herkömmlichen Krieg.
Anmod Baby im Irakkrieg, Frieder
Im dritten Beispiel für analoge Agnotologie, über die Wurzeln der modernen Massenmanipulation, zeigen wir eine Geschichte von vielen, die den Kalten Krieg so spannend gemacht haben und inzwischen die heissen Kriege befeuern. Manipulation durch Desinformation war schon vor den digitalen, den virtuellen, den sozialen Medien das übliche Spiel hinter den Kulissen. Desinformation hatte schon ohne: „Deep Fakes“ funktioniert, mit digitalen Werkzeugen, vielen Computersoldaten und Computersoldatinnen und ganz normalen Menschen als Infanterie lassen sich solche Schlachten inzwischen noch überzeugender und sogar kriegsentscheidend durchführen. Seit dem Ende des kalten Krieges werden Kriege anders geführt. Der Irakkrieg von 1991 war der erste Krieg dieser neuen Art. Es ist nicht nur das Konzept des integrierten Schlachtfelds, der Vernetzung und Konzentration aller verfügbaren Vernichtungsmethoden, die Medien sind Teil der Armee geworden, sind embedded, eingebunden und leisten wie jede andere Division ihren Beitrag zum Endsieg.
Geschichte 3 – Baby Irakkrieg, wag the dog, Carla,
In Wikipedia gibt es einen Artikel zur Brutkastenlüge:
Als Brutkastenlüge wird die über längere Zeit als Tatsache verbreitete Lüge bezeichnet, dass irakische Soldaten bei der Invasion Kuwaits im August 1990, dem Beginn des Zweiten Golfkriegs, kuwaitische Frühgeborene getötet hätten, indem sie diese aus ihren Brutkästen gerissen und auf dem Boden hätten sterben lassen. Diese Behauptung wurde 1990 von der Tochter des kuwaitischen Botschafters im Kongress der Vereinigten Staaten vorgetragen. Dieser Betrug hatte Einfluss auf die öffentliche Debatte über die Notwendigkeit eines militärischen Eingreifens zugunsten Kuwaits und wurde unter anderem vom damaligen US-Präsidenten George H. W. Bush und von Menschenrechtsorganisationen vielfach zitiert. Erst nach der US-geführten militärischen Intervention zur Befreiung Kuwaits stellte sich die Geschichte als Erfindung der amerikanischen PR-Agentur Hill & Knowlton heraus. Diese war von der im Exil befindlichen kuwaitischen Regierung bezahlt worden, um eine Rückeroberung Kuwaits mittels Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen.
Diese falsche Darstellung spielte eine große Rolle bei der Entscheidungsfindung der USA über eine Intervention im Irak. Präsident Bush erwähnte die Lügengeschichte in wenigen Wochen mindestens zehnmal. Amnesty International veröffentlichte am 19. Dezember 1990, über zwei Monate nach dem Auftritt des Mädchens, einen 84-seitigen Bericht über Menschenrechtsverletzungen in Kuwait, der die Brutkastenlüge enthielt. Sie wurde auch noch am 8. Januar 1991 von einem führenden Amnesty-International-Mitarbeiter vor dem Komitee für auswärtige Angelegenheiten wiederholt. Der US-Senat stimmte schließlich am 12. Januar 1991 mit 52:47 Stimmen für eine Intervention im Zweiten Golfkrieg. Das Repräsentantenhaus stimmte mit 250:183 Stimmen für den Krieg.
Wir leben inzwischen in einer Welt, in der Bilder kriegsentscheidenden Einfluss haben können. Das Fernsehen war das erste Massenmedium, das Bilder, sogar bewegte Bilder mit Ton überallhin übertragen konnte. Orwell hat in seinem Roman 1984 eine Industrie vorgestellt, die organisiert und massenhaft Erinnerungen, das kollektive Gedächtnis, das globale Archiv manipuliert, indem Bilder ausgetauscht, verändert, in einen anderen Zusammenhang gestellt werden. In der digitalisierten Welt können solche Aktionen am Monitor organisiert werden. Das beste Beispiel dafür stammt aus dem Irakkrieg und es gibt einen Film dazu, der den Einmarsch im Irak zu einer der ersten und richtungsweisenden Schlachten des heissen Kriegs machen.
„Wag the Dog“, ein Hollywoodfilm aus dem Jahr 1997, erzählt, wie die frei erfundene, inszenierte Aussage eines kleinen Mädchens einen Krieg auslöst, der dem amerikanischen Präsidenten als Ablenkung von seinen Sexaffären nutzt. Der Film ist eine kritische Satire über den Umgang der Mächtigen mit Medien und Öffentlichkeit, welche durch gezielte Medienmanipulation die Macht des Präsidenten retten wollen, und nimmt die Theorie auf, dass von den USA schon häufiger Kriege aus wahltaktischen Gründen geführt wurden. Direkt angespielt wird unter anderem auf: „Raising the Flag on Iwo Jima“ (1945), „die Invasion von Grenada“ (1983), und den zweiten Golf-Krieg (1991). „Waging the Dog“ ist in den USA inzwischen zum geflügelten Wort geworden, mit dem man politisch motivierte Medienmanipulationen beschreibt.
Abmod irakkrieg frieder
Im letzten Monat ist Colin Powell gestorben. Anfang 1989 übernahm er unter Präsident George Bush das Kommando über die gesamten Landstreitkräfte der Vereinigten Staaten. Im August 1989 wurde er vom Präsidenten zum Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs (Chairman of the Joint Chiefs of Staff) berufen. Colin Powell war der erste Afroamerikaner in dieser Position. Im gleichen Jahr unterstützte er die US-Invasion in Panama und beteiligte sich 1990 an den Vorbereitungen zum Golfkrieg (Desert Storm). Die f.a.z. verheimlichte in ihrem Nachruf auf Colin Powell seinen Anteil an den falschen Informationen, die schliesslich zum Einmarsch der Alliierten Truppen unter Führung der Vereinigten Staaten in den Irak führten. „Bekannt ist Powell unter anderem für einen umstrittenen Auftritt vor den Vereinten Nationen 2003, wo er zur Begründung für einen Einmarsch der USA im Irak vermeintliche Belege für Massenvernichtungswaffen präsentierte, die Bagdad gar nicht besaß.“
SONG3 Easy – Easy von Crowander
Anmod Ainigmology, frieder
Agnotologie ist noch eine junge Wissenschaft, auch wenn sie alte Phänomene untersucht. Es wird noch längere Zeit und viele Diskurse benötigen, bis Agnotologie erwachsen wird. Eine andere Auslegung für die Wissenschaft zur Erforschung der strukturellen Ignoranz hat der Anthropologe Glenn Stone formuliert:
Ainigmology, Carla,
Der Anthropologe Glenn Stone weist darauf hin, dass die meisten Beispiele der Agnotologie (wie die Untersuchungen zur Förderung des Tabakkonsums) nicht so sehr einen Mangel an Wissen schaffen, sondern vielmehr Verwirrung stiften. Ein genauerer Begriff für solches Schreiben wäre „Ainigmologie“, von der Wurzel ainigma (wie in „enigma“); im Griechischen bezieht sich dies auf Rätsel oder auf eine Sprache, die die wahre Bedeutung einer Geschichte verschleiert. (Wikipedia)
Anmod Strukurelle Diskriminierung, frieder
Marina Weissband war eine etwas exotisch wirkende Politikerin der Piraten, jetzt ist sie bei den Grünen aktiv und fällt in Talkshows sehr angenehm durch ihre nonverbalen Kommunikation und eigenständiges Denken auf. Marina Weissband hat sich im Deutschlandfunk zu struktureller Diskriminierung geäussert. Sie stellt einen Bezug her zwischen struktureller Gewalt und struktureller Ignoranz. Strukturelle Diskriminierung als Form struktureller Gewalt entsteht aus Nichtwissen, sagt Marina:
Strukurelle Diskriminierung, Marina Weißband – Carla,
„Jede Gruppe, die nicht von struktureller Diskriminierung betroffen ist, konnte sich immer leisten, durchs Leben zu gehen, ohne sich mit diesen Phänomenen zu beschäftigen. Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie überleben nur dadurch, dass sie für die NICHT Betroffenen unsichtbar sind. Die Nichtbetroffenen ihrerseits haben ein großes Interesse daran, ignorant zu bleiben. Auf diese Weise können sie von diskriminierenden Strukturen profitieren, ohne sich selbst zu ihnen zu bekennen. Ohne böse Absicht hat das Nichtwissen bei ihnen System. Und auf diesem System bauen Ungerechtigkeit und Menschenhass.“
SEX und DRUGS und ROCKNROLL, frieder
Nach diesen Grundlagen zur Agnotologie, struktureller Ignoranz, oktroyierter Dummheit, dem Waffenarsenal der modernen Kriege, folgen nun einige Beispiele für angewandte Agnotologie im Alltag. Der Medienwissenschaftler Friedrich Kittler hat überzeugend Waffentechnik und Medienentwicklung in Zusammenhang gebracht, Paul Virilio hat den Zusammenhang zwischen dem Blitzkrieg der Nazis und der Lichtgeschwindigkeit von Informationen hergestellt. Wir wollen hier noch einmal ausdrücklich auf Sex & Drugs & Rock’n’Roll hinweisen, den Grundlagen der zeitgenössischen, kommerziellen Medienproduktion. Wer wissen will, wie die moderne Presse tickt, denkt kurz an Sex & Drugs & Rock’n’Roll und schon verstehen wir besser was da abgeht, warum die das Schreiben, warum die sagen, was sie sagen. Wir haben einen kurzen Rundgang über die Schlachtfelder der Gegenwart vorbereitet.
Die Vielen Gesichter von FAKTEN, carla,
Fakten haben viele Gesichter und nicht alle davon sind real. Nehmen wir ein vermeintlich einfaches Beispiel. Fakt soll sein die Höhe des Mount Everest, wir finden dazu verschiedene Angaben von verschiedenen Quellen. Wir setzen deshalb vorläufig eine Variable für die reale Höhe des Berges ein und vermessen die Höhe digital oder per Maßband, können den Berg mit Sensoren und Satelliten vernetzen, und werden feststellen, dass es verschiedene Bemaßungs-Systeme gibt, dass es verschiedene Meßwerkzeuge und Meßprogramme gibt, dass es verschiedene Sprachen und Kulturen gibt, die … unterschiedliche Zahlen kommunizieren … irgendwann sehen wir voraussichtlich ein, dass es keine einzelne, einzige Zahl über die Höhe des Mount Everest gibt. Sondern nur viele Zahlen in unterschiedlichen Formaten die mehr oder weniger wahr sind … trotzdem, bei manchen Zahlen machen ein paar Nullen mehr oder weniger einen grossen Unterschied aus. Es gibt also Zahlen, die sollten wirklich stimmen. Nicht nur relativ und irgendwie, das geht oft überraschend gut, sondern konkret, real, ohne Zweifel. Eine Zahl ist eine Zahl. So denken wir, wenn wir die Wirklichkeit durch unsere Filter aus dem letzten Jahrhundert betrachten. Trotzdem akzeptieren wir, dass manche Zahlen sich verändern und plötzlich nicht mehr absolut sind, sondern von irgendwem bezahlt werden müssen.
Relative Zahlen, frieder
Das jüngste Beispiel aus dieser Welt der relativen Zahlen ist ein wunderschönes Dreimastschiff und dient der Bundesmarine als Schulschiff. Die Renovierung der Gorch Fock sollte zehn Millionen Euro kosten, aber schliesslich wurden hundertvierzig Millionen im Namen des Volkes überwiesen. BER, Elbphilharmonie und viele andere Beispiele für relative Zahlen fallen ein. Wieso haben wir uns daran gewöhnt, dass der Bau und die Finanzierung aller möglichen Projekte meistens zehnmal soviel kostet, wie vorher angekündigt wurde. Wir lassen es uns permanent gefallen, dass hochprofessionelle Planer, kompetente Politiker, erfahrenste Baufirmen, alle bestens vergütet und gepudert am Ende leider ein paar Nullen mehr abrechnen. Wir, Das Volk, lassen uns mit müden Entschuldigungen vertrösten und stehen dann auch noch in der Schlange. Wann finden wir zurück in eine Zeit, wo die Planung und die Ausführung irgendwie gut zusammenpasst haben. Vielleicht hat es so eine Zeit ja noch nie gegeben. Eine Zeit, in der es bedeutet, dass bei hundert vorgesehenen Fenstern am Ende auch hundert Fenster eingebaut werden. Wo es auch bedeutet, dass bei hundert Millionen Euro geplanten Kosten am Ende auch hundert Millionen Euro abgerechnet werden. Wieso schreien alle, wenn am Ende statt hundert Fenstern nur fünf eingebaut wurden. Aber niemand reagiert, wenn wieder mehrere Milliarden auf dem Konto der Steuerzahler fehlen? Wieso soll das normal sein? Wo leben wir eigentlich und wer sind wir, dass wir so mit unseren Mitteln umgehen?
Paywalls, carla,
Vielzuviele klassische Zeitungen setzen immer öfter bei ihren digitalen Angeboten auf „Bezahlmodelle“. Immer öfter geraten wir an digitale Mauern, die nur per „Abonnement“, oder „Sofort Zahlen“, verschwinden. Da werden gerne Themen angeboten wie: „10 tipps wie Sie Geld waschen“, oder: „drei tipps, wie sie eine Impfung ohne priorisierung bekommen“ und mehr spannende Informationen. Ganz normale, sogenannte „seriöse“ Tageszeitungen gehen so vor. Das sind geldwerte Informationen für den Preis von einem Schweinenackensteak für diejenigen, die sich diese Vorteile leisten können: „Wie sie sich ein krisenfestes Depot zulegen“; „wie sie mit Aktien 1000 Euro im Monat dazuverdienen können“; „Mit diesem Anlage-Plan kann jede Millionär werden“.
Impfen tötet, Deutsche Schlagzeilen im Mai 2021
Anmod frieder
Irgendwann im Mai 2021 war ich in einem Laden mit dem freundlichen Verkäufer ein bisschen am Reden über Corona, testen, impfen undsoweiter. Er war sehr bestimmt und wirkte sicher im Umgang mit Fakten. Schnell wurde klar, dass er ein Impfgegner ist. Plötzlich kam er mit der Behauptung an, dass inzwischen mehr Menschen an den Impfungen sterben als an Corona selbst. Ich wollte wissen, woher diese Information kommt und habe ungläubig geschaut, nicht widersprochen, aber das Gespräch ausklingen lassen. In der folgenden Woche konnte ich dann folgende Schlagzeilen aus angeblich seriösen, deutschen Presseprodukten dokumentieren:
Impfen tötet, Carla,
Zusammenhang noch unklar!
Mann stirbt kurz nach Corona-Impfung in Klinik.
Ein Mann ist kurz nach einer Corona-Impfung an einem medizinischen Notfall gestorben. Ob es einen Zusammenhang mit der Impfung gibt, ist noch nicht klar.
Mann stirbt nach Corona-Impfung.
Mann stirbt an Sinusthrombose – Zusammenhang mit Impfung möglich.
Tödliche Sinusthrombose:
Mann stirbt nach Impfung – Gibt es einen Zusammenhang?
MANN STIRBT NACH IMPFUNG AN HIRNTHROMBOSE:
In der Uniklinik soll vor wenigen Tagen ein Mann an den Folgen einer Thrombose gestorben sein. Zuvor war er geimpft worden.
Abmod Impfen tötet, frieder
So sieht es also aus, wenn professionelle Medien versuchen, möglichst nah an der Wahrheit zu bleiben. Schon wird aus einer Desinformation eine Schlagzeile, die nichts Falsches sagt, aber eine Spekulation verbreitet und ein Gerücht auf die Öffentlichkeit loslässt. Es soll schon vorgekommen sein, dass professionelle Journalisten in kommerziellen Medien die Wahrheit veröffentlicht haben. Noch ist der Zusammenhang unklar, aber es wäre möglich.
Journalistin schmiert sich mit Dreck ein, Carla,
Journalistin schmiert sich mit Dreck ein – RTL-Reporterin entschuldigt sich.
Dass sie sich vor einer TV-Schalte aus dem Hochwassergebiet selbst ihre Kleidung mit Matsch beschmiert hat, hat RTL-Moderatorin Susanna Ohlen als „schwerwiegenden Fehler“ bezeichnet. „Mir als Journalistin hätte das niemals passieren dürfen. Als Mensch, dem das Leid aller Betroffenen zu Herzen geht, ist es mir passiert. Ich bitte um Verzeihung“, schrieb sie in der Nacht zu Freitag auf Instagram. „Nachdem ich an den vorherigen Tagen bereits privat in der Region geholfen hatte, habe ich mich vor den anderen Hilfskräften an diesem Morgen geschämt, in sauberem Oberteil vor der Kamera zu stehen. Daraufhin habe ich mir, ohne zu überlegen, Schlamm auf meine Kleidung geschmiert.“ Ohlen, die auch „Guten Morgen Deutschland“ moderiert, war im RTL-Programm als Frau vorgestellt worden, die bei den Aufräumarbeiten in Bad Münstereifel tatkräftig mit anpacke. Im Internet tauchten Videoaufnahmen auf, die Ohlen beim Einreiben mit Matsch zeigen. (dpa)
Abmod journalistin, Matsch, frieder
Es ist schon etwas besonderes, wenn Journalisten bei ihrer Arbeit in freier Wildbahn beobachtet werden. In den meisten Fällen von angeblich gutgemeinter Wirklichkeitsoptimierung dürfte allerdings der Dreck, der Matsch vor der Veröffentlichung aus den Texten, Bildern, Tönen ENTFERNT worden sein. Überall wird getrickst und gephotoshopped. ECHT wird zur Rarität, das ist kein Widerspruch, das Virtuelle nimmt immer mehr Raum und Zeit ein, in unserer Wirklichkeit. Wir könnten natürlich abschalten, aber dann wären wir ja offline.
Song4 Konig-over-Dub von Tonstartssbandht
ANMOD HOT WAR, frieder
Erst vor drei Monaten hat der Guardian geleakte Akten aus Russland veröffentlicht, die voraussichtlich echt sind und zeigen, dass Trumps Präsidentschaft eine konzertierte Aktion verschiedener russischer Geheimdienste war. Im Januar 2016 hat es ein Treffen mit Putin, den Geheimdienstchefs und einigen Ministern gegeben. Bei diesem Treffen wurde eine Verschwörung ins Leben gerufen, die das Ziel hatte, zur Destabilisierung der USA den psychisch instabilen und von Russland erpressbaren Donald Trump als nächsten Präsidenten der USA zu installieren. Diese Verschwörung hat sich in der Folge aller Mittel der modernen Kriegführung bedient, damit viel Verwirrung erzeugt und eine Menge Amerikaner und Amerikanerinnen in ferngesteuerte Marionetten, sogenannte Zombies, verwandelt. Wir zitieren im Folgenden den amerikanischen Journalisten Umair Haque vom Juli 2021:
Hot War, Carla,
„Russia pulled off one of history’s great conquests without firing a single bullet. It succeeded at installing America’s first puppet President because America failed in an incredible, almost unbelievable way — to stop it from happening … Russia installing its own man — a lunatic, at that — in the White House is the most successful intelligence operation of all time.“
„Russland hat eine der größten Eroberungen der Geschichte gemacht, ohne eine einzige Kugel abzufeuern. Es gelang Russland, den ersten Marionettenpräsidenten der U.S.A. zu installieren, weil die U.S.A. auf unglaubliche, unvorstellbare Weise versagte – und es nicht verhindert hat. Russland, das seinen eigenen Mann – einen Wahnsinnigen – im Weißen Haus installiert, das ist die erfolgreichste Geheimdienstoperation aller Zeiten.“
https://eand.co/russia-made-trump-president-and-its-the-worst-scandal-in-american-history-f6e144431070 (Medium.com und Guardian)
Abmod, hot war, frieder
Was für eine Geschichte, eine Geheimdienstoperation in aller Öffentlichkeit, die angeblich grösste Demokratie der Welt durch einen Hochstapler ausgetrickst und vorgeführt. Und wir, soviele Experten, soviele Medien, soviele Politikerinnen, soviele Wählerinnen. Wir haben es nicht gewusst. Warum ist das denn so schwer zu verstehen? Wir hatten wirklich keine Ahnung. Die Medien sollten sich dafür entschuldigen, dass sie selbst zum Narren gehalten wurden und diese Verwirrung vielzuoft in der ganzen Welt verbreitet haben.
Wer vom Linksruck spricht, lenkt vom Rechtsruck ab, Carla,
Unabhängig vom Ausgang der Wahlen in der BRD kann seit dem Jahrtausendwechsel ein deutlicher Rechtsruck in der bundesdeutschen Gesellschaft festgehalten werden. Mit der Gründung der AfD und ihren schnellen Erfolgen in vielen Bundesländern und sogar im Bund, wurde diese Entwicklung politisch manifestiert. Getragen wird diese Spitze des rechten Eisbergs von rechtsradikalen Forderungen, die von CDU und FPD teilweise übernommen, von SPD und Grünen nicht entschieden genug bekämpft und sogar bei den Linken widersprüchlich behandelt werden. Dabei ist die AfD von Anfang an ein grosser Betrug und dieselbe Masche wurde jetzt mit den Querdenkern vorgeführt.
Die Alternative für Deutschland ist ein Plagiat und keiner regt sich darüber auf. Die Alternative Liste wurde am 5. Oktober 1978 in West-Berlin gegründet. „In Huxley’s Neuer Welt in Kreuzberg wurde eine neue Partei aus der Taufe gehoben: die „Alternative Liste für Demokratie und Umweltschutz“, Vorläufer der Grünen. Es waren Marxisten, Maoisten, Ökofundis, Feministen, Pazifisten und Utopisten angetreten, um gemeinsam die Parlamente zu erobern. Ihr Schlachtruf: Wir wählen uns jetzt selbst!“ (Zitat taz 30 Jahre Alternative Liste, 05.10.2008)
35 Jahre später wurde die AfD gegründet, mit dem Ergebnis, dass wir heute das Wort Alternativ, Alternative, Alternativen nicht mehr benutzen können, ohne zu riskieren, dass unachtsame Zuhörer automatisch AfD assoziieren. Das Wort ist weg, futsch, verloren im Krieg um die Köpfe, denken und sagen viel zu viele. Dabei ist der Begriff „Alternativ“ weiterhin der Schlüssel zu vielen antiautoritären, antisexistischen, antirassistischen, ökologischen, autonomen Theorien und Methoden. Diese Umdeutung, diese Neubesetzung eines zentralen Begriffs einer gleichberechtigten Gesellschaft wurde zuwenig problematisiert und unzureichend verteidigt. Es ist gerade so, als könnten die Nazis einfach behaupten, dass sie Sozialisten seien. Alle schauen zu, hat irgendwer etwas bemerkt? Stattdessen tönt aus Bayern der Schrei vom Linksruck und überall erzeugt er Echos.
Der klassische Querdenker ist ein widerständiger Typ, ein SELBER-DENKER, die klassische Querdenkerin eine schlaue und voraussichtlich mutige Frau, die zu anderen Zeiten vielleicht sogar riskierte, als Hexe verbrannt zu werden. Schon nach einem halben Jahr Corona-Pandemie war der Begriff Querdenken nur mehr schwer verwendbar, weil offen rechte Netzwerke damit ein weiteres Standbein im heißen Krieg um die Köpfe einrichten konnten. Bei den Querdenkern von heute handelt es sich überwiegend um Mitläufer mit viel Halbwissen und wenig Verständnis für unsere aktuelle Kultur. Gefährlich ist diese Suppe nicht nur wegen gezielten, erfolgreichen Interventionen aus global vernetzten rechten Strukturen wie den Identitären, über Q-Anon bis zu den Evangelikalen. Diese Gefahr wird durch die klassischen, angeblich demokratischen, gesellschaftlichen Institutionen und Strukturen zusätzlich befördert, weil sie nach kapitalistischen Prinzipien funktionieren, anstatt der Demokratie zu dienen. Wieder wurde am helllichten Tag, auf offener Strasse ein klassisch basisdemokratischer Begriff von den Rechten gekapert und zuviele Leute marschieren mit, die noch vor wenigen Jahren auf linken Demos dabei waren.
Der Rechtsruck in Deutschland ist eine Kampagne von Kapital, Werbeagenturen und Rechtsradikalen, unterstützt von internationalen Mediennetzwerken, die längst ohne die Tagesschau auskommen, vor allem sich selbst füttern und die andauernde Klimazerstörung als eine kommunistische Verschwörung bezeichnen.
SONG5 Crazy World von Panda Dub, mit Charlie Chaplin
ABMOD, Carla
Leider ist heute schon Schluss, aber wir kommen wieder, am vierten Montag im November um 20 Uhr bei Radio-t aus Chemnitz! Im nächsten Radiotipi werden wir das heutige Thema fortsetzen und durch die Brille der Agnotologie einen Blick auf die letzten Wahlen werfen. Ausserdem werden wir das Thema literarisch und im Film betrachten und schliesslich – ein bisschen Hoffnung verbreiten.
Abmod, frieder
Die Songs in diesem Radiotipi waren:
Ras Amerlock – Spy VS Spy
Talkshow Boy – Lcd Soundsystem Is Locked Under The Stairs And Forcefed Methadone At My House
Crowander – Easy – Easy
Tonstartssbandht – Konig-over-Dub
Panda Dub & Charlie Chaplin – Crazy World
Alle Songs stammen aus dem Free Music Archive und sind unter Creative Commons Lizenzen veröffentlicht.
Auf der Webseite popcorn.signal23.org findet Ihr das Skript zur Sendung mit Links zum Weiterinformieren.
Ihr könnt die Sendung Nachhören auf Mixcloud.
Herzlichen Dank an Carla für die gute Zusammenarbeit und Vielen Dank fürs Reinhören.
Am Mikrofon waren Carla und Frieder.
Redaktion: Frieder
Bleibt dran, im Anschluss gibt es auf dieser Frequenz PUNK mit Ansage.
Rt jingle – hahnenschrei
Radio-t jingle