rt221 – songs against wars, teil 5 – liedermacher

Im Mittelpunkt der nächsten Stunde stehen LIEDERMACHER. Sie machen TEXTE zu LIEDERN und MELODIEN zu GEDICHTEN. Sie zeigen uns die Welt wie sie uns sonst niemand zeigt. So wie das Volk vor tausend Jahren die umherziehenden Bänkelsänger brauchte, um zu erfahren, auf welche Katastrophen sie sich vorbereiten sollten. Nur Künstler und Künstlerinnen können das. Es ist angerichtet: das Menü in dieser fünften Folge „Songs Against Wars“ ist reichhaltig und extra blutig. Guten Appetit!

rt221 – songs against wars, teil 5 – liedermacher

Anmod Song1 – dan le sac Vs Scroobius Pip – Letter from god to man

Wir beginnen mit Liedermachern der Neuzeit. Ein paar Rapper haben einen Brief von Gott bekommen. Die haben daraus natürlich einen Song gemacht und so können wir alle hören, was Gott alles meint richtigzustellen zu müssen. Auch wenn er die ganze Schuld für das grosse Schlamassel natürlich auf die Menschen abschiebt, am Ende bekennt er sich jedoch schuldig, im Sinne der Anklage, FÜR DIE ERSCHAFFUNG DER MENSCHEN. Die Natur hat die Strafe für dieses schwerste Vergehen von allen noch nicht verkündet. Letter from god to man von „dans le sac vs scroobius pip“

Song1: dan le sac Vs Scroobius Pip – Letter from god to man 3:52 2008

Anmod Song2 – Degenhardt – krieg dem krieg

Endlich einer der seinen Verstand noch nicht verkauft hat! Unglaublich! Weil das ja schon irgendwie bedeutet, dass vielzuviele ihren Verstand verkauft haben. „Gegen den Erbfeind – für das Vaterland“. Wieviele haben das wirklich geglaubt? Unglaublich! „Krieg dem Krieg“ von Franz Josef Degenhardt.

Song2: Degenhardt – krieg dem krieg 2:12 1996

Anmod Song3 – Kaltfront – Kriegslied (Erich Mühsam)

Kaltfront ist nicht nur eine Wettererscheinung. Kaltfront ist eine sehr kreative Punk-Band aus Dresden. Sie haben einen Text von Erich Mühsam vertont. Sein Gedicht „Kriegslied“ beschreibt die Situation der deutschen Soldaten im ersten Weltkrieg. Mühsam übte heftige Kritik an der Kriegsverherrlichung seiner Zeit. „Mit Gott, für König und Vaterland“. Kaltfront is coming.

Song3 Kaltfront – Kriegslied (Erich Mühsam) 3:35 1988

Anmod Song4 – Fabrizio De Andrè – La guerra di piero

Italien ist das Land der Canzoni – der Lieder. Italien hat viele phantastische Liedermacher hervorgebracht. Fabrizio De André ist einer der bekanntesten und beliebtesten. Sein Song „La Guerra di Piero“, der „Krieg von Peter“ ist eine Ballade, ein Geschichte von Feldern, Korn- und Mohnblumen, von Soldatenleichen und Verdienstkreuzen. Piero ist offensichtlich ein Soldat und hat ein Gewehr, aber er benutzt es nicht. Er umklammert es fest, bis in den Tod.

Song4 Fabrizio De Andrè – La guerra di piero 3:49 1964

Anmod Song5 – Reinhard Mey – Nein, meine Söhne geb ich nicht

Reinhard Mey ist voraussichtlich der poetischste der deutschsprachigen Liedermacher. Seine Texte haben eine besondere Dramatik und werden von seiner einschmeichelnden Stimme mühelos getragen. „Guck mal, ach ne, sieh mal da: Mann aus Ale-ma-nia … Er hat uns darüber aufgeklärt, dass es gar nicht der Gärtner war. Reinhard Mey ist kein politischer Liedermacher, trotzdem hat er 1986 dem Krieg die Kündigung erteilt und er hat sie nicht zurückgenommen. „Nein, meine Söhne geb ich nicht“.

Song5 Reinhard Mey – Nein, meine Söhne geb ich nicht 5:48 1987

Anmod Song6 – Konstantin Wecker und Hannes Wader – Sage Nein

Von Konstantin Wecker ist die Aufforderung „Sage Nein“. Weckers Text weist Parallelen auf zum Text „Dann gibt es nur eins!“ von Wolfgang Borchert aus dem Jahr 1947. Darin werden verschiedene Personen aufgefordert GEGEN DEN KRIEG einzustehen. Der nachgelassene Text gilt als Borcherts Vermächtnis, in dem der Schriftsteller seine Mitmenschen in der Form eines Manifests aufforderte, die Teilnahme an künftigen Kriegen zu verweigern. Zuletzt spricht Borchert die Mütter an und dabei erwähnt er sogar die Ukraine: „Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine … dann gibt es nur eins: Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!“ Konstantin Wecker hat seinen Song „SAGE NEIN“ ZUSAMMEN MIT HANNES WADER vorgetragen.

Song6 Konstantin Wecker und Hannes Wader – Sage Nein 3:30 2001

Anmod Song7 – Donovan – Universal Soldier

Buffy Saint-Marie hatte die Rechte für ihren Song UNIVERSAL SOLDIER in einem Cafe mit dem bezeichnenden Namen GASLIGHT CAFE schon für einen Dollar verkauft. Zehn Jahre später hatte sie genug Geld, dass sie die Rechte für 25.000 $ zurückkaufen konnte. Eine Hymne der Anti-Vietnam-Proteste wurde ihr Lied durch einen Schotten: DONOVAN hatte mit ihrem Song einen seiner grössten Hits aufgenommen. UNIVERSAL SOLDIER ist eine Art Algorithmus für „menschliche Kampfmaschinen“. Daran ändert auch Donovans Stimme nichts. Aber seine Stimme hilft uns, diese grauenhaften Tatsachen irgendwie zu verdauen.

Song7 Donovan – Universal Soldier 2:24 1965

Anmod Song8 – hannes wader – Krieg ist Krieg

Das nächste Lied widmen wir Allen Menschen da draussen, überall, setzt Euch zusammen, teilt etwas zum essen und Trinken. Hauptsache die Leute und die Stimmung passen zusammen. Dann legt euch gegenseitig die Arme auf die Schultern, rückt vielleicht noch ein bisschen näher, und seit bereit fürs hemmungslose Gruppenschunkeln. Das folgende Lied sollte unbedingt schunkelnd konsumiert werden und wir sollten uns diese Gelegenheit in diesen erbarmungslosen Zeiten nicht entgehen lassen. Hannes Wader mit KRIEG IST KRIEG.

Song8 hannes wader – Krieg ist Krieg 4:11 2004

Anmod Song9 – Udo Lindenberg & Pascal Kravitz – Wozu sind Kriege da

Ist Udo Lindenberg ein Liedermacher? Nein, Udo ist ein RocknRoller. Aber auch ein Liedermacher. Eigentlich ja ein singender Schlagzeuger. Der sich auch anspruchsvolle Texte schnappt und problemlos auf die Bühne bringt. Immer wieder, über viele Jahre. Und dafür holt er sich gerne Hilfe von Freunden vom Hamburger Fischmarkt. Dort wurde das Original-Video zum nächsten Song 1981 gedreht. Inzwischen geht dieser Song um die Welt, scheint irgendwie aktuell zu sein. Da stellen ein paar starke Hamburger Jungs ein paar richtig gute Fragen: Wozu sind Kriege da?

Song9 Udo Lindenberg & Pascal Kravitz – Wozu sind Kriege da 4:12 1981

Anmod Song10 Boris Vian – Le déserteur

Boris Vian war ein vielseitiger Künstler und in Frankreich vor allem wegen seinen Skandalen bekannt. Einen solchen Erfolg erzielte Vian auch 1954 durch einen als Chanson gesungenen Brief an den französischen Präsidenten, in dem er zum Ende des Indochinakrieges und zu Beginn des Algerienkrieges öffentlich zur Fahnenflucht aufrief. Le déserteur (Der Deserteur) wurde 1955 verboten.

Song10 Boris Vian – Le déserteur 3:59 1954

Anmod Song11 Tom Waits – Road To Peace

Es wäre alles einfach, wenn wir nur so die Stimme von Tom Waits geniessen und ein bisschen im Bluesrockjazz schwelgen könnten. Wäre da nicht der Text von „Road To Peace“, eine ernsthafte Anklage des Nahostkriegs, Palästinenser gegen Juden, Juden gegen Palästinenser, seit wieviel tausend Jahren? Tom Waits hat sich 2004 als „Rebell gegen Rebellen“ bezeichnet. Seine Strasse zum Frieden ist voraussichtlich nicht politically correct, sondern einfach dreckig realistisch. Aber hey und überhaupt, seit wann ist Krieg politisch korrekt? In Deutschland offiziell wieder seit 2022:

Song11 Tom Waits – Road To Peace 7:17

Song12 Dunkles Kapitel – Max Herre feat. Sugar MMFK

Wir müssen gar nicht verreisen, wenn wir sehen wollen, wie sich Geschichte wiederholt. Die „Machiavelli Sessions“ sind Musikvideos aus Chemnitz, mit denen Künstlerinnen Zeichen setzen wollen gegen Rassismus, gegen Rechts. Unser nächster Song wurde 2021 in einer Klassik-Version mit der Robert-Schumann-Philharmonie im Opernhaus Chemnitz aufgenommen und stammt von Max Herre. Zusammen mit Sugar MMFK erinnert er an ein DUNKLES KAPITEL. Wir hoffen sehr, dass es für die beteiligten Künstlerinnen okay ist, wenn wir diesen Song zwischen vielen anderen Anti-Kriegs-Songs spielen.

Song12 Dunkles Kapitel – Max Herre feat. Sugar MMFK 4:25 2021

Anmod Song13 – Pete Seeger – Where are all the flowers gone

Zum Ende dieser Sendung hören wir wieder den Song, der weltberühmt wurde durch seine Interpretin Marlene Dietrich: „Sag mir wo die Blumen sind“. Für „Where Have All the Flowers Gone“ hatte Pete Seeger Ende der Fünfziger Jahre die Melodie eines irischen Folksongs mit dem Text eines russisch-ukrainischen Volkslieds verbunden. Überraschung: das vielleicht populärste Anti-Kriegs-Lied hat russische und ukrainische Wurzeln! Das Lied, das Pete Seeger als Vorlage für den Text von „Sag mir wo die Blumen sind“ benutzte, wurde schon vor hundert Jahren sowohl in der Ukraine als auch in Russland gesungen, sowohl in russischer als auch ukrainischer Sprache. Angeblich handelt es sich dabei um ein Wiegenlied. Darin geht es um die tragische Geschichte eines Kosaken, eines Soldaten. „Wo sind die Mädchen? Verheiratet längst. Und wo die Kosaken? Sind fort in den Krieg.“

Song13: Pete Seeger – Where are all the flowers gone 1:58 1958

ABMOD

Ein grosses Dankeschön für ihre Beteiligung an dieser Sendung geht nach Chemnitz, Augsburg, Berlin, Hamburg, Bad Segeberg, Schwerin, New York, Vancouver und San Francisco. THANX TO ALL OF YOU: Mona, Jason, Joanie, Olaf, Bodo, Siggi, Mufflon, Hado, Vera, Micha, Roy, Ebo, Rob, Andi, Rudi, Harald, Cheech, Bernd, Elektra, Rebecca KMS, Kalle, Thorsten, Benny, Sara, Yvonne, Logo, Alfredo, Birgit, Rebecca BLN, Tiina, Maria, Oli und Philip.

Infos zu allen Radiotipi-Sendungen findet Ihr auf der Webseite von RADIOTIPI PUNKT D-E. Dort gibts auch Links zum Nachhören.

Das Medienmagazin Radiotipi gibt es jeden vierten Montag im Monat bei Radio-T aus Chemnitz. Anregungen und Kritik gerne per Email an: REDAKTION AT RADIOTIPI PUNKT DE.

Moderation und Redaktion: Frieder

Wir wünschen Euch ein stressfreies, langes Leben. Vielen Dank fürs Zuhören.

rt221 – songs against wars, teil 5 – liedermacher