rt 231 – blockchains, digicash & nachhaltigkeit

An der TU-Berlin fand im Oktober 2022 die Konferenz Bits & Bäume statt. Die Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Wir senden davon heute den Vortrag: Die Nicht-Nachhaltigkeit von Blockchain & Web3.0 von Rainer Rehak.

Der Vortrag ist ungeschnitten, die Grafiken der Präsentation sind nicht notwendig zum Verständnis des Vortrags. Bei etwa 13:30 wird gesagt: „Man sieht hier ein paar Hallen“ … und zu sehen sind Räume von Rechenzentren, Hallen vollgestopft mit Computern in Regalen.

Der Vortrag ist für einen Einstieg in Digitales Geld geeignet und wird die grundsätzliche Blockchain-Idee beschreiben, deren technische Grundzüge umreißen, die bisherigen Einsatzszenarien bewerten und dann eine kritische Gesamtanalyse und gesellschaftliche Kontextualisierung vornehmen. Am Ende folgt eine Diskussion.

Der Sprecher Rainer Rehak spricht manchmal sehr schnell. Falls Ihr irgendetwas nicht versteht, könnt Ihr den Vortrag als Videodokumentation mit den Folien der Präsentation nachschauen auf der Webseite media.ccc.de.

Das Radiotipi nachhören könnt Ihr hier: rt 231 – blockchains, digicash & nachhaltigkeit

VORTRAG Die Nicht-Nachhaltigkeit von Blockchain & Web3.0, 51:45

https://media.ccc.de/v/bitsundbaeume-20875-die-nicht-nachhaltigkeit-von-blockchain-web3

Bits & Bäume 2022, TU Berlin

Rainer Rehak, rainer.rehak@fiff.de, twitter @Rainer_Rehak

Blockchain und Web3 werden gefeiert als revolutionäre neue Techniken, die die Wirtschaft und Gesellschaft dezentralisieren und demokratisieren werden – so wie seinerzeit das Aufkommen des Internets. Eine Welt der individuellen Kontrolle ohne Machtzentren soll möglich sein, egal es ums digitale Geldsystem oder um Lieferkettennachverfolgung geht. Aber stimmt das? Dieser Talk erklärt die Grundlagen für eine kritische Analyse.
Sie wird gefeiert als revolutionäre neue Technik, die die Wirtschaft und Gesellschaft umkrempeln wird so wie seinerzeit das Aufkommen des Internets. Ein Leben fast ohne Machtzentren und Hierarchien soll möglich sein, egal es ums digitale Geldsystem oder um globale Lieferkettennachverfolgung geht. Endlich muss dann mächtigen Institutionen wie Banken nicht mehr vertraut werden, denn Interaktionen laufen direkt zwischen den Beteiligten ab und die Nachhaltigkeit wird auch sichergestellt. Emanzipation des Individuums und Selbstbestimmung von Organisationen in der analogen und digitalen Welt sollen damit möglich sein.
So ungefähr sahen die Versprechungen einer nicht mehr ganz so neuen Technik aus, die längst auch von großen Firmen wie IBM oder Tesla und diversen Regierungen als zukunftsweisend bewertet wird: Die Blockchain. Nun jedoch, nach 10 Jahren Verbreitung und gesellschaftlicher Diskussion ist es an der Zeit, ein Fazit ziehen und zu reflektieren, was bei ernster Analyse von den Verheißungen der Blockchain tatsächlich übrig geblieben ist und warum sie die Probleme, die sie lösen will, gar nicht lösen kann.
Der Vortrag ist für einen Einstieg geeignet und wird die grundsätzliche Blockchain-Idee beschreiben, deren technischen Grundzüge umreißen, die bisherigen Einsatzszenarien bewerten und dann eine kritische Gesamtanayse und gesellschaftliche Kontextualisierung vornehmen. Am Ende folgt eine Diskussion.

ABMOD VORTRAG

Nach dieser fundamentalistischen Demystifizierung einiger neuer Hypertools haben wir noch Zeit für ein paar aktuelle Meldungen und Anmerkungen zum selben Thema:

Im Film „Das Wunder von Wörgl“ aus dem Jahr 2018, hat das Schwundgeld wunderbar funktioniert. Bis das Experiment in Wörgl von den Söldnern der Zentralbank zerstört wurde. Vielleicht ist ja die Blockchain das digitale Schwundgeld?

El Salvador hat den Bitcoin 2021 als zweite Staatswährung neben dem Dollar eingeführt. Der Absturz kam mit dem Niedergang des Bitcoins. Um den drohenden Staatsbankrott abzuwenden, hat die Regierung von El Salvador im November ein Freihandelsabkommen mit China abgeschlossen.

China hat 2021 Krypto-Währungen den Kampf angesagt. Alle Warten deshalb auf das chinesische, digitale Geld. Aber der digitale Yuan wird zentralisiert und kontrolliert sein. Genauso wie der reale Yuan.

Die Zentralafrikanische Republik ZAR hat 2022 verkündet, dass sie auf einer Fluss-Insel ein steuerfreies Kryptoparadies errichten will. Im zweitärmsten Land der Welt wurde neben dem Bitcoin auch eine staatliche Krypto-Währung eingeführt. Der Regierung wird unterstellt, dass damit Sanktionen umgangen und beispielsweise 2000 Söldner der Wagner-Gruppe bezahlt werden können.

Auf den Philippinen haben einige Kryptobörsen Lizenzen, um Überweisungen zu tätigen. Auch in Vietnam, Indien, Pakistan, Nigeria, Thailand, Südafrika, Kenia, Brasilien und Argentinien sind Bitcoins als Zahlungsmittel oder als Sparkonto akzeptiert.

Im Iran wird angeblich nicht verkauftes Öl für Bitcoin-Mining verfeuert.

Seit den Sanktionen gegen Russland werden Bitcoins von den Russinnen immer öfter als Sparkonto genutzt. So sind die Sparer nicht von den Sanktionen betroffen. Die russische Zentralbank will dieses Jahr ein Pilotprojekt für den russischen E-Rubel starten. Dabei handelt es sich um einen radikalen Schwenk. Noch vor einem Jahr wollte Russlands Regierung die digitalen Währungen am liebsten verbieten.

Die französische Firma Ledger hat eine neue Paycard angekündigt: die haptische Wallet. Die erste Hardware-Wallet für Nicht-Informatiker. Sieht aus wie eine Kreditkarte, ist aber ein Art Usb-Stick mit einem kleinen Touchscreen und einem amerikanischen Design. Die Ledger-Card kann vorbestellt werden, ist aber bereits ausverkauft.

Wer nach diesem Vortrag eine Alternative zum Bitcoin sucht, kann ja mal ETHEREUM anschauen. Das angesprochene „Proof of work“ wurde vor einem halben Jahr abgeschafft. Von Anfang an war Ether darauf aus, der bessere Bitcoin zu werden. Die Community um den Ether hat schon einiges überlebt und wird auch den Umsatzverlust durch den Wegfall der Miner überleben. Ether hat sich zu einem Framework, einem Werkzeugkasten entwickelt, der für vielfältigste Anwendungen genutzt werden kann. Beispielsweise für das INTERNET OF THINGS und NFTs.

Die beste Nachricht zum Schluss: In der Schweiz sind Gewinne auf Bitcoin und andere digitale Währungen auch dieses Jahr steuerfrei.

Wenn nach dieser Sendung bei den Zuhörerinnen die Meinung entstanden sein sollte, dass digitales Geld ganz schlecht ist, dann dürft ihr eure Bitcoins, Ethers, Ripples, Litecoines, Dodgecoins, Moneros, Cardanos, Adas, Shibas, Polkadots, Rubels, Dollars, Euros usw. gerne dem aufstrebenden, populären Medienmagazin Radiotipi aus Chemnitz spenden! Auf Anfrage schicken wir euch eine Blockchain-Adresse oder eine Kontonummer, wo ihr dann euren Cash einfach hinschickt. Nicht hodlen, sondern dumpen.

ABMOD Vicky

Infos zu allen Radiotipi-Sendungen findet Ihr auf der Webseite von RADIOTIPI PUNKT D-E. Dort gibts auch Links zum Nachhören.

Das Medienmagazin Radiotipi gibt es jeden vierten Montag im Monat bei Radio-T aus Chemnitz. Anregungen und Kritik gerne per Email an: REDAKTION AT RADIOTIPI PUNKT DE.

Moderation und Redaktion: Frieder

Wir wünschen Euch ein stressfreies, langes Leben. Vielen Dank fürs Zuhören.

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